Das Wunder von Bümpliz

Besser spät als nie gilt sowohl für diesen Bericht wie auch für den ersten Sieg in den hartumkämpften Fussballderbys zwischen den rivalisierten OL-Kommunen von Bern und Basel. Das Wunder von Bümpliz ist vollbracht: nach Jahren des Wartens bodigten die Berner Schuttigielen am Samstag vor zehn Tagen nach einem dramatischen Penaltyschiessen die Basler Pharmariesen. Freude herrscht! (Anmerkung: Der folgende Bericht ist, obwohl sehr ausgeschmückt und ausführlich, rein fiktiv und hat keinen Anspruch der Realität gerecht zu werden. Allfällige Ähnlichkeiten realer Personen, Institutionen oder Ortschaften sind zufälliger Natur, sind aber, seien wir ehrlich, ziemlich lustig.)

Ausser einer Umfrage auf der eigenen Homepage hatte im Vorfeld der Partie wenig auf einen Sieg der (nach einer Lokalzeitung benannten) Berner Bären hingedeutet: Von den Hüppis, Salzstreuern und Gressen wurde moniert, dass sich das Kader zu sehr verändert habe. Einerseits weil Jonas M und Jonas M. durch Jonas M und Jonas E. ersetzt wurden. Andererseits wurde gefrotzelt, dass der Abgang des Kochs kulinarisch nicht ersetzt werden könne und einen Schreiner durch einen Ski-OL-Fredi zu ersetzen, nur wegen des Umgangs mit hölzernen Latten, sei absurd. Gerade deshalb war von den Verantwortlichen alles daran gesetzt worden, den Zimmermann persönlich zu seinem Debüt auf der OL-Derbybühne zu überreden, und der nahm aus dem Lehrerzimmer noch den atroth als gewichtige und schwerwiegende Unterstützung mit. Trotzdem war die Personaldecke im Vorfeld so dünn, das sogar Mäxu Higuita wochenlang bearbeitet werden musste, um ihn zu einem Comeback als Torwart überzeugen zu können. Doch letztendlich lässt die Katze das mausen und der Mäxu das fischen nicht.

 

Uns gegenüber stand ein übermächtiger Gegner, dessen Stärke nicht nur auf seiner räuberischen Personalpolitik beruht (es sind doch drei der «Basler» in Bern wohnhaft), sondern auch durch die grosse Portion Talent erklärt werden kann, mit welcher dieses Starensemble gesegnet ist. So manches Jahr im FC schliffen aus den Basler Agglokindern aus Gigi Oeris Gefolge zu wahren Meistern im Umgang mit dem Ball. Das seelische Zentrum der Mannschaft ist aber zweifelsohne Lefan Strombisler, welcher wie kein Zweiter die Pläne der Basler OL-Gemeinde zur Eroberung der Weltherrschaft symbolisiert. (hier könnte jetzt noch ein böser Spruch mit hoch raus wollen und Bruchlandungen stehen, aber aus Anstandsgründen muss darauf verzichtet werden). Niemand zieht ausserdem so viel Unverständnis für seine Weigerung das Trikot der Berner überzustreifen auf sich, ist er doch immerhin der starke Mann im Staat des stuetz.be, sozusagen die Ameisenkönigin, der Ayatollah, eigentlich die Blume im Park die jeder Hund unbedingt markieren möchte.

 

Dementsprechend hatte die Pozilei von Bümpliz denn auch vor, dem Hochrisikospiel mit einem Grossaufgebot beizuwohnen. Aufgrund diverser Schiessereien, Gangkriegen und einem Velodiebstahl musste die Pozilei kurzfristig umdisponieren und die rivalisierenden Fangruppen standen sich unbewacht gegenüber.

 

Das Spiel begann wie erwartet mit Basler Dominanz. Die Bebbi konnten mit ihren pfeilschnellen und technisch versierten Angreifern Welle um Welle gegen das Berner Gehäuse fahren, doch mutig wie Lemminge auf dem Schiessstand warfen sich die Berner in die Schüsse. Sie wollten ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen, grätschten sich stattdessen aber vor allem die Knie wund und liessen die Haut auf dem Platz liegen.

 

Nach gut einer halben Stunde, die ersten Zuschauer (und ja, es gab Zuschauer) waren bereits weggenickt, erzielte irgendein Basler, wohl einer dieser Hägler Säcke (oder Hägisäcke? Oder Herdensäcke?) mit einem gekonnten Hocheckschuss aus der zweiten Reihe den wohl verdienten Führungstreffer für die Pharmis. Das Tor hatte weckende Wirkung auf die Bärli, und die Berner Angriffsbemühungen wurden immer ernsthafter. Der Höhepunkt bildete ein Abschluss des Zimmermanns, welcher leider aufs falsche Tor zielte, so aber immerhin das Publikum wachrüttelte. Fortan steppte der Bär, Pyros wurden gezündet, Judaszitate aus der Bibel vorgelesen und Schweineköpfe, Fahrräder und dergleichen hinter Strombislers Tor geworfen.

 

Dann war glaub Pause, und die Seiten wurden gewechselt. Es gab auch Verpflegung und so. Und dann ging es weiter.

 

Wie vom Bären angegriffen, welcher vom Aff gebissen wurde, welcher von einer Tarantel gestochen worden war, griffen die Berner nun an. Im öfter avencierten Befreiungsschläge des Jonas M. alias Karl Moik, welcher noch länger waren als seine spärlich bekleideten Beine, zu idealen Vorlagen für die Stürmer. Und so ungefähr nach einer Stunde zappelte der Ball dann in Strombislers Maschen, nachdem der unermüdlich kämpfende Mick Jagger für die Bärli eingenetzt hatte. Das ganze Stadion lag sich in den Armen, die Kirchenglocken läuteten und der Bürgermeister versprach den Kindern wurde für den morgigen Tag schulfrei (der Filou hatte natürlich eiskalt einberechnet, dass Zeitumstellung war. Oder Sonntag? Irgendetwas halt).

 

Das Spiel wurde immer verbissener und jedes weitere Tor würde wohl vorentscheidenden Charakter haben. Ellbogen wurden ausgefahren, Checks ausgeteilt, Grätschen gesetzt. Jedem Einzelnen war der Ernst der Lage bewusst, einigen sogar so sehr, dass sie sich freiwillig aus dem Spiel nahmen. Obwohl die Basler nun mehr gefährliche Abschlüsse verzeichnen konnten, waren die Berner mit ihren spärlich vorhandenen Kontern auch, wenn auch oft nur durch Zufall zu Stande gekommen, gefährlich.

 

Was vor der Partie von vielen für unmöglich gehalten wurde, traf nun ein: die Berner hatten den Baslern 90 Minuten lang die Stirnn geboten und es hatte je ein Schütze getroffen. Es wurden Diskussionen aufgenommen, wie das Spiel nun entschieden werden sollte. Es wurde eine 10-minütige Verlängerung vereinbart, welche von Krämpfen, Kämpfen und einem K.O.-Schuss (oder einer Gesichtsabwehr, wie man es auch bezeichnen könnte) gezeichnet war. Möglicherweise standen die Basler Läckerli der Entscheidung näher als die Berner Mandelbärli, doch das 1:1 nach der Verlängerung hätte wohl ein faires Verdikt abgegeben; doch ein Gemisch von Adrenalin, Testosteron und Stolz im Blut der Protagonisten führte zum Befund, dass um jeden Preis ein Sieger mittels Elfmeter erkoren werden musste.

 

Aus Berner Optik bot sich dadurch die Gelegenheit, mit Lefan Strombisler persönlich ins Duell treten zu können. Ein Geschenk des Himmels, die Kirsche auf der Torte, der 50%-Kleber auf dem Filetstückli. Die Chance auf einen Jahresfreipass im Hänseln winkte, es drohte aber auch ein Jahr der Demütigung und Schmähung. Die Basler Schützen bekamen es mit dem Biest vom Buechibärg zu tun und der erste Schütze konnte sich den Hypnosekünsten Mäxus nicht entziehen und scheiterte. In der Folge versenkte der Kapitän der Berner, Graf Plötula, worauf die Basler mit Jesus Meiers Treffer antworten konnte. Kranzschwinger Stucki verwandelte souverän. Ein Hägisäck verwandelte. Mick Jagger versuchte den Beinschuss, was leider knapp nicht gelang. Somit war die Sache nach je drei Schützen ausgeglichen. Chrigi Hohl verwandelte sicher. Raubein Philippe Sauteros traf erstaunlicherweise. Da auch der Tschaschber traf, musste der Zimmermann nun treffen, was er zum Glück nicht wusste, und es deshalb auch souverän tat.

 

Somit mussten weitere Schützen ran, bis eine Entscheidung herbeigeführt werden würde. Robin van Riehen lief an und was folgte war eine Hommage ans Wembleytor, ein Kunstschuss, den man so nur einmal im Leben hinbekommt, aber eigentlich gar nicht so hinbekommen will. Er schlenzte gekonnt mit dem Innenrist in die rechte obere Ecke, der Ball prallte gegen die Latte, worauf er wuchtig nach unten auf den Rasen und von dort  wieder nach oben an die Latte prallte. Dann hatte sich das Schicksal entschieden, das bessere Karma entschied für die Berner und der Ball sprang ohne die Linie überquert zu haben unter den entgeisterten und ungläubigen Blicken der Basler raus aufs Spielfeld. Fragend das Nachprüfen beim Schiedsrichter, der dies bestätigt und an dessen Urteilauch dank seiner physischer Präsenz nicht wirklich jemand zweifelt.
 

War es wirklich möglich, dass dieser Ball die Torlinie nicht überquert hatte? Waren sie nun wirklich nur noch einen Schuss von der Niederlage entfernt? Die bittere Erkenntnis setzte sich langsam, während dem einige Berner schon das Gefühl hatten, dies wäre der letzte Schuss gewesen. Und wie schon bei der EM 1996 gegen England fasste sich Dubilay Türkilmaz ein Herz, schnappte sich den Ball, nahm Anlauf und drosch den Ball mit Wucht in die rechte untere Ecke. Eine Naturgewalt von einem Schuss, die Strombisler absolut machtlos und konsterniert zurückliess.

 

Aus, aus, das Spiel war aus! Der Boden bebte, die Fans strömten aufs Spielfeld, die Anspannung löste sich in Tränen auf und alle lagen sich in den Armen. Nach dem erstaunlichen fairen Handshake wurden Dankesreden geschwungen, den auf dem Weg verloren gegangenen Kameraden gedacht und das Bier floss wie bei Schalke 04. Den Rest des Abends wurde in der Stube der Philosophen zugebracht, wo er ein heiteres Gemisch aus Baslern und Bernern, schlauem Geschwätz und lautem Gejohle wurde, wodurch die Nachbarn mit der Gesamtsituation unbefriedigt sich zu Worte meldeten und dem ganzen Spass ein Ende setzten.

 

Der stuetz.be und alle Berner bedanken sich recht herzlich beim Publikum, bei den Fans, bei den Zuschauern, bei allen anderen die dort waren, und den Sponsoren, unseren Eltern und dem Gärungsprozess. Ohne euch wäre dieser tolle Abend nie möglich gewesen.

 

Fetig.