Der Füdliblutte Wahnsinn
Die Anreise von Bern ins Eriztal war abenteuerlich. Nach Thun schmiegt sich der Weg etwas oberhalb der Zulg dem Berg entlang Richtung Innereriz. Der rasante Fahrstil der Fahrerinnen trug massgeblich zum Nervenkitzel der Anreise bei. Der Schüttelzug der SBB oder der Schüttelbecher (wie eine Bahn an der Basler Herbstmesse liebevoll genannt wird) sind im Vergleich dazu Balsam für die Seele. Die Fahrt wurde durch einen Alpabzug unterbrochen. Den Insassen kam diese kurze Pause gerade recht. So blieb ein wenig Zeit, um durchzuatmen und einen ersten Blick auf die majestätischen Berglandschaft zu werfen.
Auf 1040 Meter über Meer zwischen Honegg, Hohgant und «Sibe Hängste», dort wo die Quellbäche der Zulg, der Sulzibach, der Fallbach und der Chaltbach zusammenfliessen, steht die bedeutendste Tennisarena des gesamten Stuetz.be Universums. Nennen wir die Arena, die zwei gut gepflegte Teppichquarzsandplätze vorweisen kann, doch schlicht und einfach «Eriz court». Auf besagter Anlage wurde am Wochenende des 16. und 17. Oktobers das 1. Rough Open ausgetragen.
Doch alles der Reihe nach. Das Sekretariat des Rough Opens war nach Bekanntgabe des Events gefordert. Die Anmeldungen kamen im Sekundentakt rein. Das Bedürfnis nach einem solchen Event schien gross, der Zeitpunkt günstig zu sein. Der Sekretär versuchte alle Anmeldungen zu verarbeiten und hämmerte wie wild in die Tasten. Dass der Ruch krampfen kann, das war bekannt. Dass er so lange in die Tasten hämmern würde, bis er einen Bruch des Handgelenks erleiden würde, war dem OK-Chef dann aber nirgends recht. Er liess verlauten, dass er den Vorfall untersuchen lassen werde.
Wie so oft, gab es zahlreiche kurzfristige Abmeldungen. Dieses Mal wurde jedoch eine Grenze des guten Geschmacks bei den faulen Ausreden überschritten. Drei Beispiele dazu: J.G aus L. kam mit irgendwelchen Kindergeschichten. «Er hätt en Chäfer verwütscht und ich de au!» Dass es sich dabei nicht um einen VW-Chäfer handelte und er sich Brüche zuzog, versteht sich von selbst. Das Gestell wäre also einsatzbereit gewesen. Bei allem Respekt: Wie wenig Ehrgeiz muss ein Mensch haben, wenn man sich in diesem Moment nicht mit Medikamenten zupfeffert und alles in der Macht stehende versucht, um der Einladung im Haupttableau nachzukommen? Und warum überhaupt war J.G. so verantwortungslos und stand noch mit seinem Kind in Kontakt in den letzten Monaten vor dem Rough Open? Björndalen, Olsson und Sunby werden dem Geissinator schon noch eine Standpauke halten und ihm hinter die Ohren schreiben was Professionalität bedeutet!
Noch skurriler war die Ausrede vom «Maker». Er ging angeblich nach Schweden an eine Hochzeit, obwohl gar keine Hochzeit geplant war…
Damit waren die beiden Aggresivleader des Stuetz.be bereits vor dem ersten Ballwechsel ausgeschieden. Es tat der Stimmung keinen Abbruch!
Monsieur Provokateur konnte leider auch nicht teilnehmen. Bill Gates verunmöglichte seine Teilnahme. Dies war über mehrere Jahre hinweg geplant und fand seinen Ursprung an den CISM World Games in Wuhan im Oktober 2019!
Auf den Plätzen herrschte erschreckend viel Harmonie. Zertrümmerte Schläger? Fehlanzeige! Üble Nachrede? Kein Wort!
Der Stuetz.be wird altersmilde. Der sportliche Wettkampf geriet bald in den Hintergrund. Es wurde mehr Wert auf das Outfit gelegt als auf die Vorhand! Es wurde mehr Zeit verwendet einen feinen Kuchen zu backen, als Youtube-Videos der Doppelhändigen Rückhand zu studieren. Und überhaupt gab es keine Diskussion, ob nun die Einhändige oder die Doppelhändige Rückhand zu bevorzugen sei.
Keine Regel ohne Ausnahme! Auf einem Platz wurde das gepflegte Tennis mit Füssen getreten und ein mentaler Abnützungskampf bahnte sich an!
Der Autor möchte die Ereignisse nicht nochmals aufarbeiten, da durch den detailtreuen Beschrieb des Matches die Gefahr der Retraumatisierung seines Gegenspielers besteht.
Die Wahrheit kann und soll man trotzdem nicht verschweigen. Früher oder später wird die Nachricht aus dem Innereriz sowieso die ganze Welt erreicht haben. Deshalb die Fakten dazu:
Trotz sechs Matchbällen verjoungboyste F.W. den sicher geglaubten Sieg! Es herrschte der Füdliblutte Wahnsinn, als der Sieg im umstrittensten aller Duelle am Rough Open, auf dem Eriz Court, unter Dach und Fach war!
Für die faire Gratulation gegenüber dem Sieger gebührt gehörender Respekt. In der bittersten sportlichen Niederlage seit der Finalissima YB-Basel am 16. Mai 2010 noch Haltung zu bewahren ist wahrer Stuetz.be Sportsgeist– Chapeau!
Die Geselligkeit steht bei einem Stuetz.be Anlass ebenso im Mittelpunkt, wie der sportliche Wettkampf! Um rechtzeitig beim grossen Gala-Dinner zu erscheinen, wird auch mal auf einen Tankstopp verzichtet. Das ist aber eine andere Geschichte. Eure Fragen dazu könnt ihr aber gerne direkt an Bebbi richten.
Im Lagerhaus Bärg-Sunneschyn wurde bis tief in die Nacht interessante Gespräche geführt und über die gelungene Premiere des Rough Opens diskutiert! Am Sonntagmorgen war der Name des Lagerhauses Programm und joggend oder wandernd wurde die schöne Gegend erkundet.
Glücklich aber müde vom schönen Wochenende trat die Stuetz.be Fraktion am Sonntagnachmittag die Heimreise an. Gewisse schwelgten so sehr in ihren Erinnerungen, dass sie unbemerkt an der Tramhaltestelle vorbeihötterten, wo sie hätten aussteigen müssen. Aber was ist schon eine verpasste Tramhaltestelle im Vergleich zu sechs vergebenen Matchbällen…
Vielen Dank fürs Kommen und Bereichern des Anlasses, fürs Fernbleiben und Pflegen der Chäfer und fürs Organisieren!