Die SOLA-Stafette 2014 – Von dem Gefühl gemeinsam eine grandiose Leistung erbracht zu haben und dem emotionalen Höhepunkt des Tages.
„Hallo Steffi, Gabi, Christoph, Simon, Daniel, Chrigi, Sämphi, Flöru, Sime, Joe, Anina, Ürsu und Luki
Alles klar, Herr Kommissar? Also zugegeben, ich bin etwas nervös für morgen und freue mich natürlich extrem :-).«
Am Tag vor der SOLA-Stafette 2014 – eine der bedeutendsten Laufveranstaltung der Schweiz – wandte sich der Kaptain vom stuetz.be & co (ausgesprochen Stützpunkt Bern), Stefan Lombriser, an seine Teamkollegen.
Strassen- und Orientierungsläufer
Die Aufgabe, mit welcher sich der stuetz.be & co konfrontiert sah, lautete 116.1 Kilometer und eine Höhendifferenz von 2620 Metern mit 14 Läufern zu bewältigen und dies – nach dem gewöhnlichen Lauf dieser Sportart – so schnell wie möglich.
Die Truppe vom Stützpunkt Bern ist seit ihrer Gründung mit Orientierungsläufern der ersten Garde bestückt. Dementsprechend stark fällt ihre Leistung aus, welche ihnen Jahr für Jahr ermöglicht, mit den besten Teams, namentlich den brownschen Spaziergängern XXS und den Leichtathleten des TV Örlikons 1 um den Sieg zu ringen. Das «& co», das bei der diesjährigen Austragung den Namen der Gruppe ergänzt hatte, leitet sich von dem Umstand ab, dass Stefan Lustenberger, begnadeter Bergläufer, der bisher noch keine OL-Erfahrungen sammeln konnte und Florian Suter, der sich in der ihm noch relativ neuen Welt des Orientierungslaufs bis anhin mit der Rolle des Suchers, anstatt des Finders abfinden musste, in die Gemeinschaft der Kartenleser aufgenommen worden sind.
Egal ob Strassen- oder Orientierungsläufer, sie fokussierten sich alle auf dasselbe Ziel: Sie wollten reüssieren.
Etwas bescheidener ausgedrückt hiess dies: „Also ich denke wir sind durchaus konkurrenzfähig», so der Chef zehn Tage vor dem grossen Tag.
Der Start ist geglückt
7:30 Uhr: Der Startschuss der 41. SOLA-Stafette hallte in der frischen Morgenluft der Stadt Zürich. Die erste Serie der insgesamt knapp 900 Mann- und Frauschaften (für die Emanzipationsbewussten unter uns) wurde auf die Strecke gelassen.
An einem Tag von fieberhafter Spannung, bestritten über 12’500 Läuferinnen und Läufer eine Sportart, in der man gewöhnlicherweise auf sich alleine gestellt ist und sich an dem einen Tag im Jahr mit den Läufern umso stärker verbunden fühlt, als dass man gemeinsam mit seinem Team ein Wettkampf bestreiten darf… um sie bangt, um sie zittert… und wie kann es nicht anders sein, sich für ihre Erfolge freut, als wären sie die eigenen.
7:55 Uhr, Bucheggplatz, Zürich: ein Bild der lächelnden Steffi erschien im Whatsapp-Gruppenchat. Oben stand die Parole: „And here she is. ;-). Los geht› s.»
„Hopp Steffi, Speedi Gonzales ;-)», bekundete ein anderer auf der Kommunikationsplattform der neuen Generation seine Unterstützung.
8:00 Uhr: Der zweite Schuss knallte, war Ursache dafür, dass sich die Massen plötzlich in Bewegung setzten.
Die Frauen, die mit Steffi gestartet sind, stürmten los, als wäre der weltberühmte Schauspieler George Clooney am Start. Nach der Hälfte der Strecke musste sie die schnellsten Läuferinnen ziehen lassen, erlebte jedoch noch einmal einen Glücksmoment, als sie bei der letzten Steigung noch jene einholen konnte, die bei Kilometer drei an ihr vorbeigezogen war. Steffi übergab das Zepter (in unserem Fall war es ein reflektierendes Plastikband, welches zusammenrollt, wenn es in Kontakt mit einem Objekt gerät) knapp 14:50 Minuten später als fünftschnellste an Gabriel Lombriser.
Auf den ersten zwei Kilometern auf dem zweiten Streckenabschnitt machte Gabriel ganze drei Plätze gut und folgte dem Führenden mit einem Rückstand von lediglich 20 Sekunden (Insider: Da wir gerade von Gabriel sprechen, gilt es noch zu sagen, dass jener als neuer White Bull dem Stützpunkt Bern noch einen Laufbericht schuldig ist. Dieser kann auch ein wenig kürzer sein, als dieser hier.)
Betrachtungen aus der Ferne
Der/Die Läufer/In des Stützpunkts Bern nahm gemütlich sein Morgenessen zu sich, lief zügig zum bereits im Bahnhof stehenden Zug, weil er mangels Einberechnung etwaiger Zeitreserven immer auf den Zug „stressen» muss (gemeint ist der Autor), sass in irgendeinem Intercity zwischen Bern und Zürich und betrachtete die vorbeiflitzenden Häuser, die man schon dutzende Male gesehen hatte, die einem jedoch jedes Mal wieder auf seltsame Weise fremd vorkommen, ein anderer verspürte die Ruhe vor dem Sturm und zeigte seinen Freunden die naturbelassene Kulisse des Hallwilersees…
Gespannt warteten sie, ihr Mobiltelefon in der Hand auf weitere Informationen vom Schauplatz in Zürich. Doch sie warteten vergeblich. Bei den wettkampfrelevanten Informationen war Funkstille eingetreten. Die Stimme der nüchternen Fakten verstummte.
„Wie läuft’s Christoph und Simon? Wie wird Daniel Lustenberger in Form sein?»
Zum gleichen Zeitpunkt, irgendwo hinter dem Üetliberg
Ein Schatten flitzte vorbei – in unglaublicher Leichtigkeit und Schnelligkeit. Die Up-and-Down-Strecke war gänzlich auf ihn zugeschnitten. Daniel Lustenberger befand sich im Überholungsfieber. Vor ihm sah er Adrian Marti (letztjährige Halbmarathon-Endzeit beim Greifenseelauf von 1:10:12 Stunden!), kam ihm näher und zog kurzerhand an ihm vorbei, als wäre er ein Hobbyläufer. Dieser, sichtlich erstaunt über den unerwarteten Vorstoss von Dani, gab zwischen den Atemzügen halb zu sich sagend, halb an seinen Konkurrenten gerichtet ein „Scheiss OL-Läufer» von sich, da er den Schriftzug auf der Rückseite des T-Shirts des Überholenden erblickt hatte. Dass er es bei Daniel Lustenberger, mit dem einzigen Nicht-OL-Läufer des stuetz.be & co zu tun hatte, konnte er zu jenem Zeitpunkt nicht wissen.
Dani holte sich auf den insgesamt 14.04 Kilometern um eine ganze Minute die Streckenbestzeit. Eine Meisterleistung, man kann es nicht anders sagen.
Daniel übergab das Band 28 Sekunden nach dem Einlauf des Athleten des TV Örlikons 1 an Christian Hohl.
Gegen den EM-Teilnehmer – leider gescheitert
Nun hiess es Chrigi versus Chrigi. Unser Chrigi hatte kein leichtes Spiel, zumal ihm die Rolle zukam, gegen Marathonläufer und EM-Teilnehmer Christian Kreienbühl anzukämpfen. Im Vorfeld seines Starts hatte er sich deswegen jedoch nicht den Kopf zerbrochen, wie er selbst bezeugte, ganz im Gegenteil. Die Möglichkeit gegen den Profisportler anzutreten, motivierte ihn doppelt. Seiner Vorfreude zum Trotz musste er sich jedoch schnell eingestehen, dass die 28 Sekunden dann doch nicht für mehr (aus)reichten, als für einen kurzen Blick bei Kilometer eins auf den sich immer schneller von ihm entfernenden Eliteläufer.
Während dem Rennen fühlte sich der Basler gut, blickte seinem „harten» Schicksal zuversichtlich entgegen. Auf dem Hönggerberg folgte dann die Ernüchterung, die demnach nicht nur ihn beschlich. Christian Kreienbühl schaffte es auf der Strecke von 11.42 Kilometern einen Vorsprung von fünfeinhalb Minuten herauszulaufen. Effektiv waren es dann nur viereinhalb Minuten, da der Folgeläufer der Örliker nicht an Ort und Stelle war. Für das Spitzenteam war dieser Zwischenfall natürlich sehr ärgerlich, die Konkurrenz ihrer Seite nahm diesen Zwischenfall jedoch als willkommenes Geschenk gerne entgegen.
Doch viereinhalb Minuten sind nun mal immer noch ein grosses Zeitpolster…
In jenem Moment verstand es Gabriel Lombriser, Bruder des Kaptains, umso mehr, seine Kameraden über den Gruppenchat zu motivieren: „Ist alles eingerechnet… Ist auch Kreienbühl gewesen… Der Nachmittag kommt gut.»
Die aussergewöhnliche Leistung, mit einem nicht zu unterschätzenden Handicap
Die Stabübergabe ist erfolgt. Nun legte der Chef höchstpersönlich Hand an. Aufgrund eines noch weitgehend unverheilten Fussbruchs vom letzten Jahr, fiel sein Trainingsumfang im 2014 dementsprechend moderat aus. Seine Vorbereitung fiel nach eigenen Angaben demnach unterirdisch aus, seine Motivation hingegen war oberirdisch. Doch von all dem bemerkten die Läufer vom Stützpunkt Bern herzlich wenig. Stefan Lombriser, Bebbsi, bebbi, Kenenisa Bebbele oder wie sie ihn auch alle zu nennen pflegen, heizte so richtig ein. Er tat, was er in einer solchen Situation immer tue: „Ich startete schnell, beschleunigte in der Mitte und sprintete zum Schluss» – mit Erfolg. Er spulte die 4.25 Kilometer mit 40 Höhenmetern in einer erstklassigen Zeit von 16:19 Minuten ab… und dies zwei Tage vor einer Fussoperation – einfach ausserirdisch!
Der zweite Teil der SOLA-Stafette 2014 – die Aufholjagd begann
Die erste Etappe der SOLA 2014 war durch. Es war kurz vor 12 Uhr, als Stefan das Ziel erreicht hatte.
Das Zwischenklassement zeigte uns folgendes: Das Team vom TV Örlikon 1 konnte sich mit einem dreieinhalb-minütigen Vorsprung noch in Sicherheit wissen, während bei dem unbedeutenden Zeitvorteil von 30 Sekunden der brownschen Spaziergänger XXS uns gegenüber wohl nicht ganz auszuschliessen war, dass sich bei jenen dadurch vereinzelt Nervositätströpfchen gebildet hatten.
13:00 Uhr: Die weniger ambitionierten Teams hatten wiederum das Recht, die Strecke zuerst zu bekunden. Die ersten Läufer hatten bereits das Ziel der achten Teilstrecke in Fluntern erreicht, als Thomas Hohl sich erst zum Start bereit machte. Sämphi hatte demnach freie Bahn und musste sich nicht damit abmühen, den Weg durch die Menge zu finden. Die Spitzenteams lieferten sich von neuem ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Spannung hielt an.
In Fluntern wartete Florian Suter schon geduldig auf das Eintreffen der ersten Athleten. Zuerst lief Urs Schönenberger der Celeritas Sancti Galli mit einem souveränen Vorsprung über die Tartanbahn, übergab an Armin Flückiger. Geschätzte anderthalb Minuten später traf der zweite, Ludwig Ruder, im Wettkampfzentrum ein, dicht gefolgt von Sämphi, dem man ansah, dass er für sein Team bis aufs Letzte gekämpft hatte.
Hand berührte Hand, das unbequem zu tragende Ding wurde weitergegeben. Flöru setzte sich in Bewegung, orientierte sich an dem kurz vor ihm gestarteten Läufer. Sein Bewusstsein wurde nur noch von dem einen Gedanken bestimmt: „Ruder muss überholt werden.»
Nach lediglich 500 Metern zog er an ihm vor vorbei, erblickte Stefan und schrie ihm frenetisch zu: „Mir rissät!» …Und verschwand im dichten Grün.
„Ein, aus, ein, aus, ein, aus…», er hörte sich selber atmen, schaltete das Übrige weitgehend aus. Immer wieder hielt er nach dem gelbgekleideten Armin Flückiger Ausschau – nichts.
Kilometer 5: Sein Magen rebellierte gegen seinen Willen. Der Magen obsiegte. Das Zeug musste raus. „Scheisse…», schrie er verärgert in sich hinein. „Hoffentlich, verliert mein Team dadurch nicht zu viel Zeit.» Der ganze Prozess musste ungefähr 10 Sekunden gedauert haben, bis er wieder beschleunigte und mit demselben Tempo den Rest der Strecke auf sich nahm. Er holte auf.
Hie und da erhaschte er nun einen Blick auf den ins Auge stechenden, gelben Punkt vor sich, durfte ihn jedoch nicht allzu lange fixieren, denn er musste langsamere Läufer einholen, anstatt, beim Versuch dies zu tun, zu straucheln.
Flöru sprintete über den weichen Kunststoffbelag… und dann ist plötzlich alles sehr schnell gegangen. Er sah einen in sich gekehrten Läufer über die Bahn laufen. Suter, als hätte er dies beabsichtigt, rammte ihn ungebremst. Er fiel zu Boden… stand wieder auf und rannte weiter… als wäre nichts geschehen. Er übergab den Bändel 30 Sekunden schneller als prognostiziert an die 23-fache OL-Weltmeisterin, Simone Niggli-Luder – ein für ihn durchaus ehrenvoller Moment.
Weltmeisterin gegen Weltmeisterin – zwei Sportarten trafen aufeinander
Simone lief davon. Sie sah sich gezwungen jene Gruppen einzuholen, welcher der Vorläufer nicht zu erreichen vermocht hatte. Sie musste sich folglich permanent einen Weg durch das undurchdringliche Gewühl suchen. Das Vorbeizischen an ihren „Gegnern» motivierte sie einerseits, auf der anderen Seite konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen, ob diese Geschwindigkeit ausreichte, der anspruchsvollen Zeitvorgabe vom Teamchef Beppi (wiederum eine andere Schreibweise) von 32:30 Minuten zu genügen.
Auf ihrer Strecke von Forch, über den Pfannenstiel, hinunter nach Egg, wurden bei ihr Erinnerungen wach, die sie ihr schnelles Rennen hindurch begleiteten. Im Jahr 2003 gewann die Spitzen-OL-Läuferin mit ihren Teamkolleginnen auf dem Gebiet des Pfannenstiels nämlich den Weltmeistertitel in der Staffeldisziplin. Obschon sie diese mentale Stütze wahrscheinlich antrieb, musste sie gegen eine ausserordentlich starke Konkurrentin ankämpfen. Die brownschen Spaziergänger XXS hatten nämlich niemand geringeres als Emma Pooley, ihres Zeichens Weltmeisterin im Einzelzeitfahren des Jahres 2010, aufgeboten.
Bei Kilometer fünf zog jene Ikone des Radsports an Sime vorbei. Die OL-Läuferin liess es jedoch nicht bei dem bewenden und zog mit eiserner Entschlossenheit mit.
Sie donnerten beide die Strasse Richtung Egg mit teilweise extrem starkem Gefälle hinunter. Für einen Angriff reichte es leider nicht mehr. Den unwesentlichen Rückstand auf Pooley behielt Sime jedoch bis zum Schluss bei. Ihre Zeit: 31:20 Minuten – weltmeisterlich
Die Spitzenleistung von Jonas Merz
Jonas Merz schoss aus den Startlöchern. Ihm war bewusst, dass der zeitliche Abstand zu dem brownschen Ausreisser lediglich 20 Sekunden betrug. Sein Ziel war simpel: Er musste den Einzelgänger einholen und war gewillt den Vorsprung zu den nun hinter dem Stützpunkt laufenden Örliker zu vergrössern. Bereits bei der ersten Kilometertafel erreichte er den brownschen Konkurrenten und hielt ihn in Schach. Orientierungsläufer sind starke Bergläufer, dessen Ruf Joe sogleich gerecht wurde und sich von dem kurzzeitigen Mitläufer nach Profimanier absetzte: Er forcierte sein Tempo, sorgte damit dafür, dass dem Folgenden der mentale Laden herunter ging und lief alleine auf weiter Flur seinen Wettkampf weiter.
Aber auch bei Joe ging nicht das ganze Rennen hindurch alles perfekt über die Bühne. „Zwischen Kilometer vier und acht zollte ich ein wenig Tribut für meinen Effort in der Steigung», gab dieser rückwirkend zu Protokoll.
Was Joe gleistet hatte, wurde den Läuferinnen und Läufer des stuetz.be & co erst bewusst, als sie seine Streckenzeit erfuhren. Er spulte seinen Parcours fast zwei Minuten schneller ab, als er aufgrund der Angaben auf der vorgefertigten Excel-Tabelle hätte laufen müssen.
Der Durchbruch gelang. Den ersten Platz belegte neuerdings der stuetz.be & co – Dank Joes Spitzenleistung.
Was Anina trotz der schlechten Ausgangslage zu leisten im Stande war
Nach den bisherigen Leistungen ihrer Teamkollegen lastete verständlicherweise ein hoher Druck auf Anina Hirzel. Ihre plötzlich eingetretenen Kopfschmerzen sorgten dabei nicht unbedingt für erträglichere Umstände. Beim Einlaufen besserte sich ihr körperlicher Zustand alsbald. Sobald sie jedoch anhielt oder den Kopf senkte, begannen die körperlichen Erbrechen von neuem.
Während dem Lauf plagten sie die Kopfschmerzen nicht mehr, dafür machte sich das Seitenstechen zwischen Kilometer eins und vier umso stärker bemerkbar. Im Ziel sah sie ihre Pflicht erfüllt, da sie ihrer Zeitvorgabe gerecht geworden war. Doch ihren Tag hat sie definitiv nicht erwischt. Die zeitliche Vorgabe hatte sie erfüllt – wohlbemerkt. Doch wie bombenmässig wäre sie dann gelaufen, wenn sie topfit gewesen wäre?
Der Break und wie es um den stuetz.be & co stand
Das Rennen um den Zürichsee wurde zum zweiten Mal unterbrochen. Die Konkurrenz hatte auf der letzten Strecke an Boden gutgemacht und uns schliesslich eingeholt. Doch dies war kein Grund zur Ernüchterung.
Die letzte Etappe dieser insgesamt drei wurde in der Form eines Jagdstarts ausgetragen. Sprich: Die brownschen Spaziergänger XXS, als Leader, starteten zuerst, dicht gefolgt vom TV Örlikon 1. Diese starteten vier Sekunden später. Der stuetz.be & co durfte mit einem zeitlichen Nachteil von 1:23 Minuten auf die Zweiten auf die Strecke gelassen werden. Es blieb daher immer noch ein heisses Rennen. Die Podestplätze wurden unter diesen drei Teams ausgemacht – so viel stand fest.
Über die nüchternen Fakten und die etwas anderen Mitteilungen an die Teamkameraden
Die letzten Stunden unseres Gruppenchats waren geprägt von den rationalen Daten. Die Gruppenmitglieder posteten die Zeiten und Rückstände am laufenden Band. Man verlor demnach schnell die Übersicht. Und dann gab es da noch die anderen Mitteilungen… diese, welche zum Schmunzeln gedacht waren.
Um 15:20 Uhr teilte Urs Schönholzer seinen Kameraden folgendes mit: „Bi jetzt am Barfüsserplatz, weles Tram muess ig näh?» Flöru, der gerade in der Bahn Richtung Zürich Stadelhofen sass und die verpassten Mitteilungen im Whatsapp durchschaute, fragte sich ein bisschen irritiert: „Ist der Barfüsserplatz nicht in Basel?»
Ürsu beliess es folglich nicht bei dieser Aussage und setzte im gleichen Stil fort: „Super, we ig de das richtige Tram verwütsche, sött’s grad gäbig a Jagdstart am 17.30 länge.» Sime meldete sich fortan zu Wort „16:30 Uhr, oder???…»
Um 16:26 Uhr lud Gabriel ein Foto von Urs, welcher dem Fotograf einen nach oben zeigenden Daumen zeigte, hoch, unter welchem die Botschaft „Ürsu is ready to rumble….», stand. Somit konnten sich alle sicher sein, dass ihr Ürsu auch wirklich am richtigen Ort stand.
Ürsu und Luki – die zwei letzten Läufer
Den brownschen und Örliker Cracks konnte Urs nichts entgegensetzen. Er fühlte sich das ganze Rennen hindurch jedoch gut und finishte sein Rennen mit einer für ihn zufriedenstellenden Leistung.
Lukas Lombriser, der Jüngste der Lombriser-Brüder, versuchte sich am grossen Tag, so gut es ging, abzulenken und erachtete es als sinnvoll dies mit der Arbeit an der Bachelorarbeit zu erreichen (diese Bachelorarbeit möchte ich (Autor) gerne mal lesen :-).
Er befasste sich mit der Möglichkeit eines Fotofinishs und lief eigens für diesen Zweck die letzten 500 Meter ab und studierte den Zieleinlauf genau ein.
Die Anspannung löste sich ein wenig, als Luki sich sicher sein konnte, dass die beiden Spitzenteams nicht mehr einzuholen waren. Für einen Endspurt sei er jedoch bereit gewesen, bestätigt er nach seinem Auftritt selbstbewusst. Er hätte seinen Gegnern bestimmt die Stirn bieten können.
Der emotionale Höhepunkt
Der Läufer der brownschen Spaziergänger XXS erschien auf dem Campusgelände der Universität am Irchel. Knapp eine Minute später rannte der Athlet des TV Örlikons 1 an den zahlreichen Zuschauern vorbei. Und dann kam Lukas dahergeflitzt. Die körperlichen Anstrengungen waren ihm anzusehen. Doch dies tat nichts zur Sache. Sie haben es geschafft.
Der stuetz.be & co konnte die SOLA-Stafette 2014 als drittschnellstes Team von insgesamt 907 beenden. Mit einer Zeit von 6:57:53,9 Stunden hätten sie in den vergangenen Jahren mehrere Male den Wanderpokal, ein grosses, aus Holz gefertigtes Falu-Pferd nach Hause tragen können.
Gemeinsam lief der stuetz.be & co mit ihrem Schlussläufer über die Ziellinie. Ein wahrlich schöner Moment war das.
Ein unvorbereiteter Beobachter:
Die drei schnellsten Teams des Tages standen auf der Tribüne. Der OK-Präsident gratulierte allen für ihre hervorragenden Leistungen. Die Preisverleihung glich weitgehend dem gewöhnlichen Ablauf einer solchen Kür. Alle standen sie da, zum Teil mit einem aufgezwungenen Lächeln, zum Teil wahre Freude ausstrahlend, blickten zu den zahlreich erschienenen Zuschauern.
Man dachte schon ans Gehen, bis der Speaker, Christian Graf, der unseren Teamchef gut kannte, sich noch einmal zu Wort meldete: „Stefan und Stefanie, könntet ihr noch nach vorne kommen?“ Sie taten es zögernd (zumindest eine der beiden), aber folgten schliesslich dem Wunsch des Moderators.
Unerwartet erklang das Lied von Celine Dion, My Heart will go on, aus den Lautsprecheranlagen. „Was geschieht hier? …Was soll das Ganze?“
Chrigu nahm das Mikrofon dicht an seinen Mund und fragte Stefanie: „Steffi, was ist vor drei Jahren geschehen?» Sie überlegte kurz und sagte ihm dann lächelnd und ein wenig unsicher, ob dies die richtige Antwort sei: „Ich habe Stefan kennengelernt.» „Und das war hier genau vor drei Jahren“, hakte dieser nochmals nach, halb fragend, halb die kommende Antwort bereits vermutend. «Ja.»
„Stefan hat dir etwas zu sagen“, schloss der Speaker sein Plädoyer kurzerhand ab und übergab das Mikrofon an Stefan.
„Stefanie, es war hier vor genau drei Jahren, als wir uns das erste Mal gesehen haben», fing dieser an. Die hunderten von Zuschauern vor der Tribüne hörten gespannt zu. „Du fragtest mich, wie ich hiesse… und ich sagte: Ich heisse Stefan…“ ein kurzer Augenblick des Schweigens, um der Aussage mehr Wirkung zu verleihen… „Und dann fragte ich dich, wie du hiessest. Du sagtest: Ich heisse Stefanie… Da fingen wir beide an zu lachen…»
Die zarte und weiche Melodie des Songs steigerte sich in seiner Intensität.
Stefan kniete nieder. Ein unüberhörbares Raunen ging durch die Menschenmenge. Alle vermuteten sie, was jetzt folgen wird, doch sie konnten es nicht glauben. „Nun frage ich dich Steffi…“ Dem Publikum raubte es den Atem… „Kann das sein?»
„Willst du meine Frau werden?“ Ohne Fassung stand sie da und man sah ihr an, dass sie mit der Situation gänzlich überfordert war. Doch ihr Entschluss fiel ihr leicht: „Jaa!“ Sie umarmten sich innigst. Das Publikum tobte.
Das Lied setzte zum Refrain, zum Höhepunkt, an. Ein Blick nach links, zu dem neben mir stehenden Bruder vom zukünftigen Bräutigam, Lukas – Die Sonne glitzerte in seinen, mit einem feinen Tränenfilm überzogenen, Augen. Das Publikum gab sich ihren Gefühlen hin. Die Frauen der vordersten Reihen weinten Freudentränen. Ein Blick auf den Speaker, von dem man es gewohnt ist, dass er im Mittelpunkt steht, nun aber am Rande des Schauplatzes stand… und berührt auf die Verliebten hinaufblickte. Seine Augen waren sichtlich angefeuchtet… Ein Moment unübertreffbarer Rührung und Emotionalität.
Ich (Autor) habe so etwas noch nie zuvor erlebt.
Spätestens nach diesem Auftritt wussten alle Läuferinnen und Läufer vom stuetz.be & co, weshalb der Kaptain, Stefan Lombriser, am Tag vor der SOLA-Stafette 2014 wirklich nervös gewesen war.
Rangliste:
http://www.asvz.ch/sola/ranglisten/13/